Rund um das Thema "Nachhaltigkeit an Hochschulen" tauchen immer wieder Fragen auf, die teils kontrovers behandelt werden. Hier sollen einige solcher Fragen diskutiert werden und ggf. auf weiterführendes Material verwiesen werden. |
"Nachhaltigkeit" ist ein breites Feld, setzt sich aus verschiedenen Dimensionen zusammen und kann von zahlreichen Perspektiven betrachtet werden. Allein schon deshalb ist ein fächerübergreifender Diskurs an Hochschulen essentiell.
Warum Nachhaltigkeit an Hochschulen?
Empfehlung der Hochschulrektorenkonferenz (HRK) für eine Kultur der Nachhaltigkeit:
Die Hochschulen verstehen sich als Zukunftswerkstätten der Gesellschaft und entwickeln ihre Rolle im steten Dialog mit allen gesellschaftlichen Kräften. Als gesellschaftliche Akteure sind sie seit Beginn an in die Diskussion über Wege zu einer zukunftsfähigen Gesellschaft eingebunden, Hochschulangehörige leisten wichtige Beiträge zur Umsetzung von Nachhaltigkeitsmaßnahmen; aus der Hochschulforschung und -lehre erwachsen wichtige Beiträge zum Diskurs über Nachhaltigkeit. [...] Hochschulen erbringen Leistungen, die für wissenschaftliche, wirtschaftliche, soziale und kulturelle Innovationen von entscheidender Bedeutung sind. Sie haben dieses Potenzial, weil sie im Wissenschaftsbereich über eine einzigartige Struktur verfügen, die sich aus Forschung und Lehre und aus der Zusammenarbeit eines großen Spektrums von Fächern und Disziplinen ergibt. Hochschulen bilden die Führungspersönlichkeiten, Entscheidungsträgerinnen und Entscheidungsträger sowie Lehrkräfte von morgen aus. Über wissenschaftliches Fachwissen und die Vorbereitung auf den Arbeitsmarkt hinaus regen die Hochschulen zur Persönlichkeitsbildung an und fördern idealerweise gesellschaftliches Engagement. In diesem Sinne sind insbesondere Studierende die „change agents“ der Gesellschaft von morgen. Damit können sie die Grundlagen für eine verbesserte Akzeptanz des Leitbildes einer nachhaltigen Entwicklung in der Gesellschaft legen. Durch die Reflexion von Werten und die Vermittlung von Kompetenzen und Kenntnissen können sie die erforderlichen Wandlungsprozesse vorantreiben. Hochschulen nehmen im Bereich der Forschung eine wichtige Stellung ein. Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler suchen Antworten auf die Frage, wie wir künftig leben und wirtschaften können, um die ökologische Belastbarkeit nicht länger zu überschreiten und gleichzeitig die menschlichen Lebensgrundlagen global zu schützen. Zu diesen Zielen tragen Grundlagen-, anwendungsorientierte wie auch angewandte Forschung gleichermaßen bei. Hochschulen können zudem in ihrem Betrieb Strukturen mit Vorbildcharakter schaffen, die dem Leitbild der Nachhaltigen Entwicklung gerecht werden. Die Hochschulen sind Zukunftswerkstätten der Gesellschaft. Sie können durch die Verbindung von Forschung und Lehre dazu beitragen, zukünftige Generationen bei der Bewältigung komplexer Herausforderungen in einer globalisierten Welt zu meistern (Grand Challenges). Sie stellen sich |
Positionspapier vom fzs - Nachhaltigkeit:
[...] Damit Nachhaltige Entwicklung der Relevanz als gesamtgesellschaftliche Herausforderung gerecht werden kann, ist es wichtig, Aspekte von Nachhaltiger Entwicklung in der Definition von einzelnen Aufgaben und Projekten zu berücksichtigen. Dazu sollte Nachhaltige Entwicklung stets von Anfang an ein Ziel sein und dabei auch über Einzelprojekte hinweg zusammen gedacht werden, um Zielkonflikte zu vermeiden. Nachhaltige Entwicklung soll nicht einfach nur mitgedacht werden, sondern ist Grundlage und Ziel aller Überlegungen. [...] Studentische Initiativen, die sich für die struturelle Verankerung von Nachhaltiger Entwicklung in Lehre, Forschung, Verwaltung und Studienbedingungen einsetzen, unterstützen wir. Dies können Nachhaltigkeitsbüros, bzw. Green Offices sein, welche sich an den folgenden Prinzipen orientieren: Sie sind studentisch geleitet und von Mitarbeiter*innen unterstützt, haben ein offizielles Mandat der Hochschule, sind finanziert mit einem selbstverwalteten Globalbudget, sind an zentraler Stelle in die Hochschulstruktur integriert, arbeiten mit hochschulinternen und -externen Nachhaltigkeitsinitiativen zusammen und bilden sich regelmäßig weiter. |
LHG § 65 Studierendenschaft Absatz 3:
Zur Erfüllung ihrer Aufgaben ermöglicht die Studierendenschaft den Meinungsaustausch in der Gruppe der Studierenden und kann insbesondere auch zu solchen Fragen Stellung beziehen, die sich mit der gesellschaftlichen Aufgabenstellung der Hochschule, ihrem Beitrag zur nachhaltigen Entwicklung sowie mit der Anwendung der wissenschaftlichen Erkenntnisse und der Abschätzung ihrer Folgen für die Gesellschaft und die Natur beschäftigen. |
LHG § 65 Studierendenschaft Absatz 4:
Die Studierendenschaft wahrt nach den verfassungsrechtlichen Grundsätzen die weltanschauliche, religiöse und parteipolitische Neutralität. |
Nachhaltigkeit vs. Neutrale Weltanschauung (Notizen für ein Gespräch):
Sollten Studierendenvertretungen eine nachhaltigere Bildung fordern?
Was ist BNE?
Bildung für nachhaltige Entwicklung (BNE) fördert Dialogfähigkeit und Orientierungswissen, kreatives und kritisches Denken sowie ein ganzheitliches Lernen unter Berücksichtigung religiöser Orientierung und kultureller Werte. Sie zielt auf die Bereitschaft, Verantwortung für das eigene Handeln zu übernehmen, mit Unsicherheiten und Widersprüchen umzugehen, Probleme zu lösen und an der Gestaltung einer demokratischen und kulturell vielfältigen Gesellschaft mitzuwirken. Hierzu können Kirchen und Religionsgemeinschaften einen wichtigen Beitrag leisten und vielfältige Erfahrungen in den Prozess einbringen. |
Rolle von Hochschulen zu BNE:
Hochschulen sind als Forschungs- und Bildungseinrichtungen zentral für eine nachhaltige Entwicklung. Durch Forschung und Lehre erarbeiten und vermitteln Hochschulen Wissen, Kenntnisse, Kompetenzen und Werte und bilden Multiplikatorinnen und Multiplikatoren und zukünftige Führungskräfte aus. Mit Blick auf das Handlungsfeld 3 des UNESCO-Weltaktionsprogramms BNE (WAP) (Kompetenzentwicklung von Lehrenden und Multiplikatorinnen und Multiplikatoren) sind Hochschulen auch durch die Ausbildung pädagogischer Fach- und Lehrkräfte einer der wichtigsten Hebel in diesem Feld, um den gesellschaftlichen Wandel in Richtung Nachhaltigkeit zu befördern. Durch ihre Forschungstätigkeiten erzeugen Hochschulen Wissen und Innovationen, die für die Gestaltung einer nachhaltigen Entwicklung nötig sind. Wissenschaft in gesellschaftlicher Verantwortung bedeutet nicht zuletzt, dass Hochschulen das für gesellschaftliche Transformationen notwendige Orientierungswissen bereitstellen. Hochschulbildung für nachhaltige Entwicklung ist zudem eng verknüpft mit der Nachhaltigkeitsorientierung aller Kerntätigkeiten der Hochschulen: Betrieb, Forschung, Lehre und Transfer sowie im regionalen und globalen Engagement. Hochschulen stehen damit vor der großen Aufgabe eines systematischen Organisationswandels zur Integration einer nachhaltigen Entwicklung. [...] |
Rolle von Studierenden:
Studierende und Absolventinnen und Absolventen als zentrale Gestalterinnen und Gestalter nachhaltiger Entwicklung ermutigen, unterstützen und ernsthaft partizipieren lassen [...] Geeignete Maßnahmen zur Umsetzung der Ziele des Handlungsfeldes IV:
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Wissenschaftsministerium Baden-Württemberg:
Die Expertengruppe empfiehlt, die Hochschulen bei Anstrengungen zu unterstützen, ihr Angebot von Lehr- und Studienveranstaltungen im Themenfeld der Nach haltigen Entwicklung auszubauen. Dies bezieht sich sowohl auf die Vermittlung von Grundlagen, auf theoretische und interdisziplinäre Vertiefungen als auch auf berufsspezifische und transdisziplinäre Anwendungen des Wissens zugunsten einer Nachhaltigen Entwicklung. Im Hinblick auf die Grundlagen der Nachhaltigen Entwicklung schlägt die Expertengruppe vor, ein möglichst breites Angebot für möglichst viele Studierende zu etablieren (vgl. Kasten 5). Sehr geeignet sind dafür die bewährten Formate des Studium generale, in dem sich Studierende unterschiedlicher Fachrichtungen gemeinsam mit einem Thema befassen. [...] |
Positionspapier vom fzs - Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung verankern und leben:
[...] Der freier zusammenschluss von student*nnenschaften (fzs) e.V. versteht Nachhaltige Entwicklung als Querschnittthema und Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung als einen zentralen Bestandteil dessen. [...] Bildung für eine Nachhaltige Entwicklung beschreibt nicht nur inhaltliche und didaktische Überlegungen, sondern erfordert auch ein Umdenken in der Organisationsentwicklung. Hochschulen sollten Orte werden (und sein), wo Menschen, die aktiv sein wollen sich einbringen können, gehört werden und auch tatsächlich mitgestalten. Das heißt beispielsweise, dass Studierendenvertretungen nicht permanent um die Legitimation ihres politischen Auftrags kämpfen müssen. Das bedeutet auch, dass die Gebäude einerseits zugänglich und offen sind sowie andererseits auch der inhaltlich-didaktischen Ebene gerecht werden – also auch räumlich zu Umweltschutz, Inklusion, fairen Arbeitsbedingungen, vertieftem sowie interaktiven Lernen und somit Bildung für eine nachhaltige Entwicklung beizutragen. [...] |